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Dachser will aus Schmuddelecke heraus: Logistiker suchen händeringend Fahrernachwuchs – Neues bundesweites Projekt gestartet

15.07.2015
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Der demografische Wandel wird vielfach beklagt. Das Spediteursgewerbe trifft es aber wohl besonders hart, vor allem nach dem Wegfall der Wehrpflicht. Denn die Bundeswehr lieferte bis dahin zuverlässig Fahrernachwuchs. Um dem Problem zu begegnen, startet das Unternehmen Dachser, das eine Niederlassung in Godshorn hat, nun eine Offensive.

Der Dachser-Fahrer Michai Paclea zeigt seinen beinahe schon an ein Flugzeugcockpit erinnernden Arbeitsplatz

Von Sven Warnecke

Godshorn. „Wir müssen als Vorbild vorangehen“, sagt der Godshorner Dachser-Manager Jörg Brinkmann stellvertretend für die gesamte Branche. Denn die einzelnen, etwa von Dachser beauftragten Transportunternehmer mit bis zu 15 Lastwagen könnten den Engpass allein nicht auffangen. Deshalb habe sein Unternehmen, immerhin knapp 25 000 Mitarbeiter stark, nun eine Initiative gestartet, um den Beruf des Kraftfahrers stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Es arbeitet dabei mit der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer, der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, dem Bundesverband der Transportunternehmen sowie weiteren Logistikern zusammen. In der Folge wurde gegen den branchenweiten Fahrermangel bei Dachser eine eigene Service- und Ausbildungsgesellschaft gegründet. Diese nutzt dabei auch die Fördermöglichkeiten des Bundes.

Dachser – mit 450 Beschäftigten am Standort in Godshorn – wollte vier Berufskraftfahrer in diesem Jahr ausbilden, berichtet Brinkmann. Daraus wurde jedoch nichts. „Es hat sich niemand beworben.“ Obwohl sich Dachser bei allen Berufsbörsen in der Region Hannover präsentierte. Nun soll auch die Langenhagener Agentur für Arbeit helfen: Mit der Behörde wurde vereinbart, bei der Suche nach Nachwuchs zu helfen, etwa mit regelmäßigen Stippvisiten im Betrieb.

Brinkmann gibt sich nüchtern: Sein Unternehmen habe täglich 6000 Fahrzeuge auf der Straße, doch nur etwa 200 würden von Dachser-Mitarbeitern gesteuert. Die übrigen stammten von beauftragten Unternehmern. Diese seien jedoch aufgrund der eigenen Größe oft gar nicht in der Lage, eine profunde Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu bieten. Denn sie dauert derzeit immerhin drei Jahre. Dabei werden neben der technischen Ausbildung auch kaufmännisches Wissen, Hygieneverordnungen und gesetzliche Bestimmungen im Straßenverkehr sowie Informatikkenntnisse vermittelt. „Ein vorhandener Lastwagen ohne Fahrer nützt niemandem“, betont Brinkmann. Zumal mit dem Wegfall der allgemeinen Wehrpflicht die Bundeswehr als Ausbildungsbetrieb komplett weggefallen sei.

Der Beruf sei schon sehr anspruchsvoll, sagt Brinkmann. Deshalb erwarten einen ausgebildeten Kraftfahrer auch mindestens 2100 Euro Brutto-Arbeitslohn plus Zulagen. Allerdings wolle Dachser keinen eigenen Fuhrpark aufbauen, betont Brinkmann. Sein Unternehmen setze weiter auf eigenständige Transportpartner, die auch an den Kosten der Nachwuchsfahrerausbildung „angemessen beteiligt werden sollen“.

Sein Kollege Michael Zdravkovic wird aber deutlicher. Man wolle weg vom Schmuddelimage der Branche. Ein Berufskraftfahrer stehe an Feiertagen oder sonntags nicht mit seinem Gaskocher auf Raststätten an Autobahnen. Das entspreche auch nicht den Arbeitszeitverordnungen, betont er. Zudem erinnert er die Autofahrer, die sich über Lastwagenkolonnen ärgerten, daran, dass diese auch ihnen stets frische Nahrungsmittel lieferten.

 

Sven Warnecke

Redakteur Nordhannoversche Zeitung│Anzeiger
Walsroder Straße 125 | 30853 Langenhagen
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