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Seehäfen: Nicht Flüsse, sondern Kooperation vertiefen

15.12.2015
Aktuelles Logistikportal Niedersachsen e.V.

Prof. Dr. Frank Ordemann, Institut für Logistikmanagement an der Ostfalia HAW in Salzgitter: Als eine wesentliche Voraussetzung zur zukünftigen Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Westhäfen fordern die Verantwortlichen der Hafenwirtschaft die Vertiefungen von Weser und Elbe.

Einzugsgebiete der Häfen auf der Basis von Schienenentfernungen

Prof. Dr. Frank Ordemann, Institut für Logistikmanagement an der Ostfalia HAW in Salzgitter

Es geht dabei um rund einen Meter mehr Tiefgang. Schiffe mit Tiefgängen bis ca. 13,5 m (tideunabhängig) bzw. 14,5 m (tideabhängig mit zeitlichen Hindernissen), sollen Bremerhaven und Hamburg anlaufen können. Der Fokus liegt dabei auf Containerschiffen, die auf der Relation Asien – Nordeuropa unterwegs sind. Dort werden bereits heute 18.000- bzw. 19.000-TEU-Schiffe eingesetzt, wobei die weitere Entwicklung offen ist. 22.000-TEU-Schiffe könnten bereits heute gebaut werden und bald ist der Bau von 24.000-TEU-Schiffen möglich. 18.000-TEU-Schiffe weisen regelmäßig konstruktive Tiefgänge von 16,0 m auf, so dass es auch nach den Flussvertiefungen für die beiden Häfen unmöglich sein wird, diese Abladetiefen zu bedienen.

Der EuGH hat in seinem Urteil zu dem langjährigen Streit um die Weservertiefung die hohe Bedeutung des Naturschutzes bekräftigt, so dass perspektivisch klar ist, dass der Wettbewerb zwischen immer weiter steigenden Schiffsgrößen von weiteren Flussvertiefungen nicht gewonnen werden kann.

Der Seetransport ist nach wie vor der kostengünstigste Transportmodus. Aufgrund der Kostendegressionseffekte ist dieser umso günstiger, je größer das Schiff ist. Die Reeder werden daher trotz dieser Restriktionen weiterhin bemüht bleiben, die deutschen Seehäfen anzulaufen. Ein Feedern z.B. über Rotterdam, anstatt eines Direktanlaufs in Hamburg, ist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Genau das oder alternativ die Erhöhung der Hinterlandtransporte wird aber mittelfristig ohne Seehafenkooperation die Folge sein und zwar mit der Konsequenz höherer Kosten für zumindest einen Teil der Container. Demgegenüber ist unter Einbeziehung des Tiefwasserhafens JadeWeserPort ein Kooperationsszenario mit größerer wirtschaftlicher Wirkung für alle drei Seehäfen vorstellbar als es Flussvertiefungen haben können. Die Vertiefung der Flüsse bietet keine langfristige Zukunftsperspektive für die beiden größten deutschen Containerseehäfen, sondern sie wäre eher der viel zitierte „Tropfen auf dem heißen Stein“. Nicht die Flüsse müssen, sondern die Kooperation der deutschen Seehäfen muss vertieft werden!

Eine detailliertere Analyse des Autors dazu findet sich unter http://www.ostfalia.de/cms/de/ilm/Aktuelles

Prof. Dr. Frank Ordemann, Institut für Logistikmanagement an der Ostfalia HAW in Salzgitter